Wenn Schulanfänger und jüngere Schulkinder sich über 3-4 Jahre (oft sogar noch länger) mit dem Lesen und Schreiben quälen bevor eine LRS oder Legasthenie festgestellt wird, dann muss der Therapeut erst einmal eine gehörige Portion Misserfolgserlebnis bearbeiten, ehe er sich dem eigentlichen Problem der Kinder widmen kann. Dabei ist über Jahre hin schon u.a. durch den Test „Bielefelder Screening“ belegt, dass Probleme im Schriftspracherwerb bereits vor Beginn der Schulzeit mit relativer Sicherheit vorausgesagt werden können. Grundannahme solcher Test ist dabei, dass der Schuleintritt nicht die „Stunde Null“ für den Beginn des Lesen- und Schreibenlernens darstellt. Mit den Fähigkeiten die Lautstruktur der Sprache bewusst wahrzunehmen, Reime zu erkennen und selbst zu bilden, Anfangs- und Endlaute einzeln zu erkennen u.v.a.m. legen bereits Kindergartenkinder wichtige Entwicklungsschritte zum Lesen und Schreiben vor. Leider werden in den meisten Kindergärten diese Fähigkeiten der Kinder noch nicht gezielt unter die Lupe genommen, ausgewertet und gegebenenfalls frühzeitig gefördert. Einer der Gründe liegt auch an der Aufwändigkeit des „Bielefelder Screening“. Für Einzeltests stehen in der Regel keine (ausgebildeten) Pädagogen oder Therapeuten zur Verfügung.
Darum ist es begrüßenswert, dass die in der LRS-Forschung versierten Autoren Karlheinz Barth und Berthold Gomm nun im Reinhardt-Verlag einen „Gruppentest zur Früherkennung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten“ veröffentlichen. Vorgeschlagen wird, diesen Test etwa ein halbes Jahr vor der Einschulung oder ggf. auch noch 2-3 Wochen nach der Einschulung durchzuführen bevor Kinder im Fach Deutsch als „Versager“ abgestempelt werden. Mit dem kleinen Zwerg Naseweis und den deutlichen Symbolbildern in den Aufgabenstellungen wird es möglich, kleinere Kindergruppen kindgerecht in das Verfahren einzuführen. Die Pädagogen, für die die Testdurchführung noch Neuland ist, bekommen prägnant und dennoch ausführlich theoretische als auch praktische Hinweise zur Testdurchführung. Auf dieser Grundlage ist dem Test nur eine weite Verbreitung zu wünschen.